Zu beachtende Bedingungen für interkulturelle Trainings

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Diese Bedingungen müssen bei interkulturellen Trainings immer beachtete werden

Zum Zwecke der gesteuerten interkulturellen Kompetenzentwicklung werden im Rahmen der Personalentwicklung häufig interkulturelle Trainings eingesetzt. Die in Lehrsituationen angewandten Trainingsmethoden und Übungstypen müssen in Abhängigkeit von vier Bedingungsfaktoren, (a) dem Lernziel, (b) dem Lerninhalt bzw. Content, (c) der Zielgruppe und (d) dem aktuellen Lehr-/ Lernkontext, gewählt werden. In Absprache mit den Auftraggebenden müssen Lehrende also entsprechend der Vorgaben zum Lernziel, zur Lehr-/ Lernumgebung, sowie zu den Teilnehmenden, Trainings mit passenden Inhalten und Methoden zu deren Vermittlung konzipieren.

Zusammenhang der Bedingungsfaktoren

Das Ziel eines interkulturellen Trainings variiert je nach Auftraggeber. Ob es beispielsweise zum interkulturellen Team Building, zur interkulturellen Sensibilisierung oder zur Vorbereitung auf eine Auslandsentsendung dienen soll, entscheidet maßgeblich über den Content, sprich den Inhalt, der im Training bzw. der Lernsituation vermittelt werden soll, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Prinzipiell lassen sich die Inhalte interkultureller Trainings dadurch unterscheiden, ob sie kulturunspezifisch, kulturspezifisch oder interkulturell sind.

Bei kulturunspezifischen Lerninhalten wird keinerlei Bezug zu konkreten und realen, kulturellen Kontexten hergestellt. Diese werden höchstens zur Veranschaulichung genutzt, zum Beispiel um allgemeine Handlungsweisen in fremden Umgebungen erklären zu können. Während das Ziel solcher Lehreinheiten also primär das Vermitteln eines allgemeinen Handlungswissens ist, zielen kulturspezifische Trainings auf die Vermittlung von Wissen zu einer bestimmten Kultur. Konkrete und reale (Unternehmens-) Kulturen sowie deren Vergleich sind daher zentraler Bestandteil. Den Fokus interkultureller Lerninhalte bildet hingegen der interkulturelle Prozess an sich. Welche Methoden und Übungen von der Trainerperson zur Erarbeitung des Contents gewählt werden, hängt außerdem mit der Zielgruppe zusammen. Je nach Erfahrung der Teilnehmer, also ob sie bspw. Auszubildende oder Führungskräfte sind oder je nachdem, ob die Gruppe homogen oder heterogen zusammengesetzt ist, muss der/die TrainerIn andere Methoden oder Übungen wählen, um das Lernziel zu erreichen.

Der spezifische Rahmen, in dem ein interkulturelles Training stattfindet, wird durch den Lehr-/ Lernkontext gesetzt. Neben räumlichen, zeitlichen und medialen Gegebenheiten spielen hierbei unter anderem die Trainerpersönlichkeit sowie die Lernsozialisation aller Beteiligten eine Rolle. Entscheidend ist, dass sich die Trainerperson einerseits selbst reflektiert, sprich sich seiner Stärken und Schwächen sowie seiner Vorlieben hinsichtlich der Trainingsmethoden und -übungen bewusst wird. Andererseits ist essentiell, dass der/die TrainerIn die verschiedenen Lernstile und -theorien der Lernenden im Hinterkopf hat. Denn weil jede Methode auf bestimmten Lerntheorien basiert, die wiederum auf erkenntnistheoretischen Prämissen beruhen, wird die Angemessenheit der angewandten Trainingsmethoden und Übungstypen durch historisch verankerten Lernstile und Bildungsentwicklungen bedingt. Im Rahme eines interkulturellen Trainings können sich die Teilnehmenden hinsichtlich ihrer Lehr-/Lernsozialisation sehr stark sowohl voneinander als auch von der Trainerperson unterscheiden.

Die beschriebenen Bedingungsfaktoren stehen in einem wechselseitigen Zusammenhang. Ändert sich eine Komponente des durchzuführenden Trainings, muss die gesamte Lehreinheit neu bzw. anders konzipiert werden. Nehmen statt AbteilungsleiterInnen beispielsweise ProduktionsmitarbeiterInnen an einem Training teil oder soll statt der Auslandsvorbereitung das Team Building einer virtuellen Arbeitsgruppe das Ziel der Personalentwicklungsmaßnahme sein, wirkt sich das jeweils auf die anderen drei Bedingungsfaktoren der Trainingskonzeption und -durchführung aus.

Zur besseren Visualisierung der Bedingungsfaktoren und Trainingstypen kann die Methodenlandkarte (Link zum Beitrag Methodenlandkarte) verwendet werden. Sie bietet eine Orientierungshilfe bei der theoretischen Einordnung der verschiedenen Übungen und Trainingseinheiten.

2. Anforderungen an die Trainerpersonen

Der zusammengestellte Methoden- und Übungsmix sollte sehr vielfältig, also sowohl distributiv als auch interaktiv und kollaborativ gestaltet sein und einen sinnvollen Beitrag zum Erreichen des Lernziels leisten. Dabei sollten die Methoden interkulturellen Lernens permanent korrigiert und der Lernsituation angepasst werden. Flexibilität und Empathievermögen sind daher Fähigkeiten, über die eine Lehrperson unbedingt verfügen sollte. Darüber hinaus, ist es notwendig, sich als TrainerIn ein Repertoire an Methoden und Übungen anzulegen, auf das bei der Vorbereitung und insbesondere bei kurzfristigen Änderungen auch spontan zugegriffen werden kann. Neben der Berücksichtigung aktueller Trends, müssen TrainerInnen die angewandten Theorien, Modelle und Übungen kritisch hinterfragen.

Da interkulturelle Übungen und Methoden immer kulturspezifisch entwickelt wurden, dürfen sie nicht unreflektiert in andere Lehr-/Lernkontexte übertragen werden. Stattdessen muss ihre kulturelle Gebundenheit bedacht und interkulturelle Methoden gemeinsam ausgehandelt werden. Zur Vermeidung von Stereotypisierung und Generalisierung, sollte darauf verzichtet werden den Lernenden „Do’s & Dont’s“ zu vermitteln, auch wenn dies (insbesondere bei kulturspezifischen Trainings) oft gewünscht wird. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls zu erwähnen, dass TrainerInnen sich über ihren Berufsethos bewusst sein und Trainingsaufträge, mit deren Ziel sie sich nicht identifizieren können oder für deren Zielgruppe oder Inhalt sie nicht kompetent genug sind, besser ablehnen sollten.

Kritik und Ausblick

Die Methoden und Übungen zur Realisierung des Lernziels interkulturellen Kompetenzentwicklung sind westlich geprägt, da sie überwiegend in Europa oder den USA entwickelt wurden. Um der Kulturspezifität interkultureller Trainings gerecht zu werden, sollte die Methodenlandkarte daher künftig um nicht-westliche Aufgaben- und Übungstypen erweitert werden. Ein weiterer Kritikpunkt liegt in der Einteilung der Übungs- und Aufgabentypen in Strukturebenen begründet. Eine solch eindeutige Zuordenbarkeit ist in der Praxis weder gegeben noch sinnvoll. Ziel der Methodenlandkarte sollte es vielmehr sein den Zusammenhang zwischen Methoden und den spezifischen Bedingungsfaktoren interkultureller Trainings zu dokumentieren und es so zu ermöglichen, adäquat auf konkrete Lernkulturen zu reagieren.

Educast: Methodenwahl interkultureller Trainings & ihre Bedingungsfaktoren.

Literatur

  • Bolten, J. (2010): Methoden zur Vermittlung interkultureller Kompetenz: Möglichkeiten des E-Leranings. In: Weidemann, A/ Straub, J. / Nothnagel, S. (2010): Wie lehrt man Kompetenz. Bielefeld, 379-416.
  • Bolten, J. (2012): Interkulturelle Kompetenz. Landeszentrale für politische Bildung, Erfurt.