Internetbasierte interkulturelle Planspiele: Unterschied zwischen den Versionen

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== Interkulturelle Planspiele==
 
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Interkulturelle Planspiele, als Übung zur interkulturellen Kompetenzentwicklung, unterscheiden sich von interkulturellen Rollenspielen, Simulationen und Projekten. In interkulturellen Planspielen nehmen die Teilnehmer keine Rolle ein, sondern bleiben sie selbst und bearbeiten in Interaktion mit anderen Trainees einen Fall. Das Szenario und die Trainingsziele werden den Teilnehmern von interkulturellen Trainern oder Coaches vorgegeben. Die Teilnehmer bringen als Protagonisten das Planspielszenario aus ihrem eigenen Kultur- und Sozialisationskontext heraus zum Ausgang. Das bedeutet, dass die Lösung des Falls anfangs inhaltlich offen bleibt und nur die Teilnehmer über diesen entscheiden. Ein Planspielszenario könnte folgender Fall sein:  
 
Interkulturelle Planspiele, als Übung zur interkulturellen Kompetenzentwicklung, unterscheiden sich von interkulturellen Rollenspielen, Simulationen und Projekten. In interkulturellen Planspielen nehmen die Teilnehmer keine Rolle ein, sondern bleiben sie selbst und bearbeiten in Interaktion mit anderen Trainees einen Fall. Das Szenario und die Trainingsziele werden den Teilnehmern von interkulturellen Trainern oder Coaches vorgegeben. Die Teilnehmer bringen als Protagonisten das Planspielszenario aus ihrem eigenen Kultur- und Sozialisationskontext heraus zum Ausgang. Das bedeutet, dass die Lösung des Falls anfangs inhaltlich offen bleibt und nur die Teilnehmer über diesen entscheiden. Ein Planspielszenario könnte folgender Fall sein:  
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===== Weblinks zu internetbasierten interkulturellen Planspielen =====
 
===== Weblinks zu internetbasierten interkulturellen Planspielen =====
Informationen zum Unternehmensplanspiel ‚InterCulture 2.0‘: www.intercultural-campus.org  
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Informationen zum Unternehmensplanspiel ‚InterCulture 2.0‘: www.intercultural-campus.org
 
 
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Version vom 17. September 2015, 21:18 Uhr

Interkulturelle Planspiele

Interkulturelle Planspiele, als Übung zur interkulturellen Kompetenzentwicklung, unterscheiden sich von interkulturellen Rollenspielen, Simulationen und Projekten. In interkulturellen Planspielen nehmen die Teilnehmer keine Rolle ein, sondern bleiben sie selbst und bearbeiten in Interaktion mit anderen Trainees einen Fall. Das Szenario und die Trainingsziele werden den Teilnehmern von interkulturellen Trainern oder Coaches vorgegeben. Die Teilnehmer bringen als Protagonisten das Planspielszenario aus ihrem eigenen Kultur- und Sozialisationskontext heraus zum Ausgang. Das bedeutet, dass die Lösung des Falls anfangs inhaltlich offen bleibt und nur die Teilnehmer über diesen entscheiden. Ein Planspielszenario könnte folgender Fall sein:

Teilnehmer nehmen an einem Unternehmensplanspiel teil. Es setzt sich aus etwa vier Teams aus unterschiedlichen Ländern oder Kontexten zusammen. Diese Teams sollen mittels Zweier-Kooperationen Gewinne im Wettbewerb auf fiktiven Produktmärkten erzielen.


Internetbasierte interkulturelle Planspiele

Im Zuge der medientechnologischen Neuerungen können interkulturelle Planspiele auch online stattfinden. Die ureigene Beziehungsfunktion des Internets, also die internationale Vernetzung, kann dabei direkt in den Lernprozess mit eingebunden werden. Bei internetbasierten interkulturellen Planspielen sind die Teilnehmer nicht direkt vor Ort, sondern treffen sich im Internet, auf dafür vorgesehenen Plattformen. Internetbasierte interkulturelle Planspiele können in verschiedenen Ländern synchron spielen und damit Interkulturalität nicht nur thematisieren sondern auch generieren . Oftmals sind Fremdsprachengebrauch, Zeitverschiebung und unterschiedliche Denk- und Handlungsstile real gegeben. Internetbasierte interkulturelle Planspiele zeichnen sich durch eine geringe Steuerung der Trainer und die Unerlässlichkeit von bi- bzw. multikulturell besetzten Teilnehmergruppen aus.

Dennoch stellen internetbasierte interkulturelle Planspiele keine Revolution im Vergleich zu konventionell angewandten, nicht im Internet stattfindenden Planspielen, dar. Die angewandte Methode bleibt vielmehr die gleiche, die Umsetzung durch das Internet birgt allerdings neue Möglichkeiten, wie die einfachere tatsächliche Generierung von Interkulturalität.


Lernziel und Zielgruppe internetbasierter interkultureller Planspiele

Das Lernziel von internetbasierten interkulturellen Planspielen kann variieren und ist oftmals durch den Auftraggeber vorgegeben. Generell gilt es über die interkulturelle Zusammenarbeit von bi- bzw. multikulturell besetzten Traineegruppen, interkulturelle Interaktion zu initiieren, Teamsynergien zu fördern und interkulturelle Lernprozesse anzustoßen. Grundsätzlich gleichen sich die Lernziele von interkulturellen Planspielen und internetbasierten interkulturellen Planspielen. Die Vermittlung interkultureller Kompetenz über unterschiedliche inhaltliche und methodische Schwerpunkte steht stets im Vordergrund. Internetbasierte interkulturelle Planspiele können die Vermittlung aller vier Teilbereiche der interkulturellen Kompetenzvermittlung – interkulturelle Sachkompetenz, interkulturelle Methodenkompetenz, interkulturelle Sozialkompetenz und interkulturelle Selbstkompetenz, gleichzeitig zum Lernziel haben. Mittels internetbasierter interkultureller Planspiele können die Teilnehmer demnach lernen, ihr Fachwissen anzuwenden und zu vermitteln, indem sie im Planspiel bspw. Führungsgrundsätze formulieren. In Bezug auf die interkulturelle Methodenkompetenz können Teilnehmer ihre Entscheidungs- und Problemlösefähigkeit trainieren, indem sie etwa Entscheidungen unter Zeitdruck treffen oder Aufgaben koordinieren müssen. Die Selbststeuerungsfähigkeit und Lernbereitschaft bezüglich der interkulturellen Selbstkompetenz kann beim Bestreiten fremdsprachlicher Kontexte trainiert werden. Und hinsichtlich der interkulturellen Sozialkompetenz ist es über internetbasierte interkulturelle Planspiele auch möglich z.B. Empathie und Teamfähigkeit über die Kommunikation der Teilnehmer und das gemeinsame Aushandeln von Handlungsspielräumen auszubilden.

Die Anwendung internetbasierter interkultureller Planspiele bietet sich unter anderem für Schüler, Studenten und junge Erwachsene an. Mit Hilfe von Plattformen, wie bspw. Virtuell Classrooms, können Klassen oder Seminargruppen verschiedener Länder über ein gemeinsames Projekt in Kontakt treten. Zudem ist die Anwendung im organisatorischen Kontext denkbar. Unternehmen sind mit Hilfe von internetbasierten interkulturellen Planspielen bspw. in der Lage in der Zusammenarbeit mit globalen Unternehmen oder internationalen Unternehmensbereichen andere Arbeitsstile kennenzulernen oder Teamsynergien zu fördern. Generell setzt sich die Zielgruppe von internetbasierten interkulturellen Planspielen aus Teilnehmern oder Teilnehmergruppen zusammen, die an der multimedialen Umsetzung interkultureller Zusammenarbeit und damit an der interkulturellen Kompetenzentwicklung interessiert sind.


Einordnung in die Methodenlandkarte

Übungen zur interkulturellen Kompetenzentwicklung, wie auch internetbasierte interkulturelle Planspiele, lassen sich in eine Methodenlandkarte einordnen. Die Landkarte klassifiziert Übungstypen und Aufgaben der interkulturellen Kompetenzentwicklung mit unterschiedlichen inhaltlichen und methodischen Schwerpunkten . Die Anwendung unterschiedlicher Übungen ist erforderlich, um verschiedenen Bildungssozialisationen der Teilnehmer entgegenzukommen.


ABBILDUNG FOLGT

Abbildung 1 Methodenlandkarte mit der Klassifizierung verschiedener Übungen der interkulturellen Kompetenzentwicklung, Quelle: Bolten, J. (2014), Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Internetbasierte interkulturelle Planspiele lassen sich in dieser Methodenlandkarte auf der Inhaltsebene, der X-Achse der Landkarte, im interkulturellen Bereich einordnen. Bei internetbasierten interkulturellen Planspielen stehen der interkulturelle Interaktionsprozess und die reflexive Auseinandersetzung mit diesem während der Übung im Vordergrund. Auf der Methodenebene, der Y-Achse der Landkarte, lassen sich internetbasierte interkulturelle Planspiele eher in den Bereich ‚Learning by intercultural collaboration‘ einordnen. Internetbasierte interkulturelle Planspiele trainieren vor allem die interkulturelle Zusammenarbeit und üben interkulturelle Projekte erfolgreich durchführen zu können. Sie sind inhaltlich offen und gering durch die Trainer gesteuert. Die Verantwortung und Initiative der Lernenden ist daher groß, da die Steuerungskapazitäten und Strukturierbarkeit des Lernprozesses sehr gering sind. In Übungen zur interkulturellen Kompetenzvermittlung ist es in Bezug auf die unterschiedlichen Lernsozialisationen der Teilnehmer oftmals erforderlich, mehrere Methodenebenen abzudecken. Die Übergänge zwischen den Methodenebenen sind oftmals fließend und nur schwer bestimmbar sind . Daher lassen sich internetbasierte interkulturelle Planspiele zudem in der Methodenebene ‚Learning by interacting‘ einordnen. Methoden der Ebene ‚Learning by interacting‘ haben zum Ziel interkulturelle Kontakte und Handlungssituationen erfolgreich bewältigen zu können. Dieses kann auch über internetbasierte interkulturelle Planspiele realisiert werden, da besonders hier Interkulturalität nicht nur thematisiert sondern auch initiiert wird.


Chancen und Herausforderungen internetbasierter interkultureller Planspiele

Internetbasierte interkulturelle Planspiele können eine synchrone interkulturelle Zusammenarbeit von Lerngruppen in verschiedenen Ländern realisieren. Durch das gemeinsame Handeln während des Planspiels wird Interkulturalität generiert. Dabei kann das zeit- und raumunabhängige Lernen als Chance betrachtet werden, da mit Hilfe des Internets Teilnehmergruppen miteinander agieren können, die andernfalls vielleicht nicht die Möglichkeit dazu hätten. So bergen internetbasierte interkulturelle Planspiele Erfahrungspotentiale bspw. in Bezug auf interkulturelle Teambuildingprozesse, Rollenverhalten und den Transfer in die interkulturelle Praxis. Über internetbasierte interkulturelle Planspiele kann individuelles Wissen und die eigene Erfahrung über Länder- und Unternehmensgrenzen hinweg geteilt werden. Die Teilnehmer haben über das Internet die Möglichkeit Inhalte zu präsentieren, neue Erkenntnisse hochzuladen und zu speichern, sodass andere Mitglieder sofort darüber informiert werden können. Diese Methode der interkulturellen Kompetenzvermittlung kann dabei ein ganzheitliches Zusammenspiel aller vier Teilbereiche der interkulturellen Handlungskompetenz – Sachkompetenz, Methodenkompetenz, Selbstkompetenz und soziale Kompetenz initiieren. Gleichzeitig ermöglicht die internetbasierte Herangehensweise eine einfache und globale Zugänglichkeit . Generell zählen Planspiele zu den Formen des internetbasierten interkulturellen Lernens mit hohem Entwicklungspotential. Nichtsdestotrotz stehen noch immer Anwendungen mit geringem Arbeitsaufwand für die Nutzer im Vordergrund.

Der globale Charakter von internetbasierten interkulturellen Planspielen kann allerdings auch eine Herausforderung darstellen. Sprachprobleme oder Schwierigkeiten in Bezug auf Zeitverschiebung oder unterschiedliche Arbeitsstile können bei dieser Methode auftreten . Diesbezüglich werden hohe Anforderungen an den lokalen Coach oder gegebenenfalls E-Supervisor, etwa interkulturelle Trainer oder Betreuer, gestellt . Die Anforderungen an die Teilnehmer sind ebenfalls hoch, da internetbasierte interkulturelle Planspiele ein hohes Maß an Selbstorganisation und Selbstdisziplin erfordern. Besonders zu beachten ist, dass Planspiele, wie auch alle anderen Methoden zur interkulturellen Kompetenzentwicklung, immer in bestimmten kulturspezifischen Kontexten entwickelt worden sind. Diese dürfen daher nicht unreflektiert in eher fremde Kontexte implementiert werden. Vielmehr sollten die Trainer die Passfähigkeit dieser Methode in Bezug auf die Zielgruppe, das Lernziel, den Lehr- und Lernkontext und den Inhalt prüfen.


Einzelnachweise

1, 3, 5: Bolten, Jürgen (2010): Interkulturelle Kompetenzvermittlung via Internet. In: P. Wordelmann (Hg.) Internationale Kompetenzen in der Berufsbildung. Bonn, 101-114.

2: Bolten, Jürgen (2010): Methoden zur Vermittlung interkultureller Kompetenz: Möglichkeiten des E-Learnings. In: E-Learning. In: A. Weidemann/ J. Straub/ S. Nothnagel (Hg.), Wie lehrt man interkulturellen Kompetenz? Bielefeld, 397-416.

4: Patterson, Lynn M. et al (2012): Lessons from a global learning virtual classroom. In: Journal of studies in international education 2012: 16, sage pub.

6: Bolten, Jürgen (2010): Das Internet als Basis transnationalen und interkulturellen Lernens. Der „Intercultural Campus“ als Beispiel. In: Das Wort. Germanistisches Lehrbuch Russland, 13-28.

Weblinks zu internetbasierten interkulturellen Planspielen

Informationen zum Unternehmensplanspiel ‚InterCulture 2.0‘: www.intercultural-campus.org